Brief vom ÖKV an Frau Stadträtin Sima:
Sehr geehrte Frau Stadträtin Maga Sima!
Der seit weit über 100 Jahre bestehende Österreichische Kynologenverband (ÖKV) mit seinen 102 Verbandsvereinen und deren rund 60.000 Mitgliedern ist österreichweit der kompetente Ansprechpartner für alle Fragen der Hundehaltung. Allein in Wien werden durch unsere Organisation auf über 20 Ausbildungsplätze Hunde für das konfliktfreie Zusammenleben mit dem Menschen geschult.
Wir bedauern die tragischen Unfälle mit Hunden in den letzten Wochen sehr und unser ganzes Mitgefühl gilt den Opfern solcher Zwischenfälle. Unter dem Motto „Jeder Hundebiss ist ein Biss zu viel“ stehen wir jeder Maßnahme, die geeignet ist Unfälle mit Hunden zu verhindern, positiv gegenüber.
Umso mehr bedauern wir es, dass unsere Mitglieder und der ÖKV nur aus Pressemitteilungen über Ihre gestrige Pressekonferenz zur Novelle zum Wiener Tierhaltegesetz in Kenntnis gesetzt wurden.
Wir lehnen eine Reihe der von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen, weil diese zu keiner wissenschaftlich bewiesene Lösung und Verhinderung der Unfälle beitragen eindeutig ab. Dies betrifft die willkürliche Auflistung von Rassen und deren Zucht- und Haltungseinschränkungen (Stichwort „Maulkorbzwang“).
Andererseits begrüßen wir Initiativen zur Verbesserung der theoretischen Schulung von Hundehaltern und der praktischen Ausbildung von Mensch – Hunde Teams. Auch bundeseinheitliche Regelungen zur Hundehaltung sind aus unserer Sicht notwendig, um entsprechende Rechtssicherheit für alle Mitbürger zu bieten.
Nachstehend dürfen wir unsere Positionen in Schlagworten klarstellen:
Der ÖKV ist gegen:
- Vor-Verurteilungen und Rasselisten
- Verbote für die Zucht von sogenannten Listenhunden
- Generelle Maulkorbpflicht
- Von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedliche Vorschriften bezüglich Haltung und Führen von Hunden
- Anlassbezogene Gesetzgebung und gegen Husch-Pfusch Aktionismus auf Kosten der Hunde
- Gegen die Verschärfungen von gesetzlichen Verboten, die schon bis jetzt nicht kontrolliert und deren Übertretung nicht bestraft wurde.
Der ÖKV ist für
- sinnvolle Ausbildungen von Mensch und Hund und deren (Über-) Prüfung
- Bundeseinheitliche Regelungen für die Haltung von Hunden, Ausbildung, Sachkunde-Nachweis, Hundeführschein usw.
- Bundeseinheitliche Listung von auffällig gewordenen Hunden und Mitbürgern mit Hundehalteverbot - Überprüfung und Exekutieren bestehender gesetzlicher Regelungen
- Den menschlichen Lebensumständen angepasste Hundehaltung (kleine Stadtwohnung – kleinwüchsige Hunde)
- Hundeadäquate und tierschutzgerechte Haltung
- Der ÖKV ist für die Einbeziehung aller tatsächlichen Experten.
Im Sinne dieser Argumentation hoffen wir auf Einbeziehung des ÖKV und seiner kynologischen Experten bei den weiteren Schritten zur Gesetzesnovellierung. Wir dürfen nachdrücklich darauf hinweisen, dass wir zur Mitarbeit an sinnvollen Regelungen zur Verhinderung von Unfällen mit Hunden bereit sind.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. M. Kreiner (ÖKV Präsident)
Ing. A. Huschka (ÖKV Generalsekretär)